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Materialauswahl

Verdeckstoffe


Die Stoffauswahl heute

Eine häufig gestellte Frage: Welcher Verdeckstoff ist „der Beste“?
Die klare Antwort: Das lässt sich so nicht beantworten.
Was zu beantworten ist: Was ist für welches Cabrio geeignet, was für ein Material/Stoffqualität wegen der besonderen Eignung bei diesem Typ besonders empfehlenswert ist.
Genau das ist in unseren Beschreibungen für jedes Cabrio genannt.

Eine kleine Abhandlung zum besseren Verständnis:
Das Classic-Material ist natürlich für alte und ältere Mercedes-Cabrios absolut erste Wahl. Und das nicht nur wegen der Originalität: Es ist auch technisch notwendig, wegen der Gestängeform und dem Zuschnitt des Verdeckbezuges , der an bestimmten Stellen Dehnung erzwingt, dafür den Classic-Stoff zu verwenden. Eine Dehnung, die das A5-Material einfach nicht hat! Somit würde der Bezug nicht passen!
Das gilt auch für viele andere Cabrios.
Aber auch umgekehrt: Zum Beispiel ist das Classic für eine Corvette C6 völlig ungeeignet! Siehe den Hinweis oben über die Kartoffelsack-Optik.
Wir bitten zur Kenntnis zu nehmen, dass unsere Kunden sich an die Feststellungen der Eignung von Materialien orientieren müssen.
Das ist Teil der Beratungsleistung mit Blick auf problemfreie Funktion der Investition in ein neues Verdeck.
Wir haben erst neulich von einem aus USA importierten SL 190 ein A5-Verdeck „entfernt“. Einfach gruselig! Kein Sitz, keine Passform, - einfach weil es sich an Stellen, wo es sich strecken müsste, zu steif ist. Der Zuschnitt schien völlig in Ordnung, - aber es ist eben die falsche Material-Wahl. Es lässt sich auch nichts am Schnitt anpassen: Bei diesen Fahrzeugen muss der Verdeckstoff nachgeben, sonst ist die "Ozean-Wellenoptik" usw. unvermeidlich. Und das Verdeck wird auch nach zwei und nach fünf Jahren noch schwer schließen. Den Verschleiß der einen oder anderen Frontscheibe beim 190SL inbegriffen.


Hier an dieser Stelle einmal ein wenig Historie dazu:

1922(!) hatte die Firma Rhode & Schwalenberg eine wasserdichte, dreilagige technische Textilie mit Obermaterial in Baumwolle/Leinen, eine "Gummierung" als wasserdichte Membran und ein Baumwoll-Untermaterial, zusammen kaschiert - und zwar zur Verwendung als Cabrio-Verdeckstoff für Kutschen und Motor-Kutschen - und diesem Produkt den Markennamen "Sonnenland"-Stoff verpasst.

Nach dem Krieg (der Firmensitz in Mannheim war komplett zerbombt) übernahm die wieder(!) aufstrebende Wuppertaler Firma GHE Happich das seinerzeit noch aktive Patent auf diese Art "Verdeckstoff", einwickelte es vor allem dahingehend weiter, dass nunmehr auch recht lichtechte Kunstfasern Verwendung fanden - und deckte den Bedarf der nach dem 2.Weltkrieg im so genannten Wiederaufbau aufstrebenden Autoproduktion. Und zwar quer durch alle Marken. Anfangs Baumwoll-Zellstoff-Obergewebe, dann ab den 60er-Jahren "Dralon", ab ca. Mitte der 70er das höchst lichtechte "Polyacrylnitril".
Damals gab es über Jahrzehnte hinweg von Happich zwei "Sonnenland"-Sorten:

1) das "Sonnenland", gewebt in "Schuss und Kette" - und

2) - als etwas preiswertere Alternative - "Sonnenland-Allwetter", gewebt in "Leinwandbindung", was jedoch wegen der Baumwoll Oberfläche niemals lichtecht gewesen ist und "verschoß".

Die Happich-Gruppe geriet in Folge der durch die Neuordnung der Zuliefer-Industrie (Stichwort als Schlaglicht auf die neuen Zustände: Die Lopez-Affaire um Ignazio Lopez, F. Piech - gegen Opel) Ende der 80er/Anfang der 90er-Jahre Jahre in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Als Folge davon wurde die Herstellung technischer Textilien ausgegliedert, sprich als Tafelsilber verkauft. Und die so entstandene Firma nannte sich wieder nach dem Ursprung: "Rhode & Schwalenberg".
Zwischenzeitlich hatte ein US-Hersteller den "Sonnenland"-Verdeckstoff kopiert, zumal die Patente ausgelaufen waren - und wenn nicht, hätte das die Amis mit ihrer Deutungshoheit über diese Prozesse sowieso nicht interessiert.

Kritisch sei meinerseits angemerkt, dass die Fa. Happich an ihrer eigenen gnadenlosen Arroganz buchstäblich erstickt ist.
Dazu hätte ich einige Storys aus dem Nähkästchen, wie sich eine Firma höchstselbst suicided!
Aber geschenkt!

Der US-Hersteller hieß HAARTZ. 1984 habe ich dem Firmengründer einmal die Hand geschüttelt - und wir hier damit angefangen, auch die Happich/Rhode & Schwalenberg-Kopie namens "Stayfast" zu verwenden.

Ca. 1992 kam es für die von GHE Happich abgespaltene Firma R &S zu einem empfindlichen Rückschlag: Die Fa. HAARTZ kam mit BMW ins Geschäft und lieferte einen Twill-Verdeckstoff (Lieferant des Obermaterials war nicht mehr der Hofausstatter Kramer, sondern die US-Firma Glen Raven (siehe "Sunbrella")!
BMW wollte ein steiferes Material haben, wegen den immer schneller werdenden Fahrzeugen auch hochgeschwindigkeitsfest, weniger Dehnung, bessere Rückstelleigenschaften, weniger Geräuschbildung.
Zuerst wurde das BMW E36 Cabrio damit ausgerüstet, dann der Z3, welcher ja auch in Spartanburg/USA gebaut wurde.

Die Rhode & Schwalenberger beschlossen, sich auf die Hinterbeine zu stellen, verkauften die Herstellung der anderen technischen Gewirke an eine Firma in Dresden (der damalige Betriebsleiter sowie der technische Leiter der Stoffherstellung wechselten nach Dresden) - und entwickelten das "Sonnenland-Klassik-Plus" - als nicht mehr so dehnfähige Variante des ab da "Sonnenland-Klassik" getauften Verdeckstoffes.

Witzigerweise (für R & S gar nicht witzig!) begannen die Dresdener am dortigen Standort mit neuen, den in Mannheim identischen Maschinen den Verdeckstoff herzustellen - und kamen mit Porsche für den Typ 993 ins OEM-Geschäft.
Das Produkt (der Verdeckstoff) war (ist) identisch - nur den Namen "Sonnenland" darf der nicht tragen.
DAS ist ARESMA!

Die R & S-Leute hielten noch bis 2002 durch - und sind dann von der US-Fa. HAARTZ übernommen worden.
Mein damaliger Kommentar:
"Die beste Fälschung hat das Original gekauft!"

So ganz stimmt es aber auch nicht, denn auch ein sehr nahe an HAARTZ situierter Hersteller lieferte schon seinerzeit eine ausgezeichnete Kopie: TOPLINE!
Die TOPLINE-Leute waren für den Aufkauf von R & S übrigens zuerst am Drücker (einer der Eigner ist 1/3-Eigner von Glen Raven) - machten aber in letzter Sekunde einen Rückzieher (den sie später bereuten) - und HAARTZ kam zum Zug.
Die Fa HAARTZ hält also heute das inzwischen weltweit bekannte "Sonnenland"-Label. Und labelt aktuell über 70(!) Sorten damit!

Wichtig für hier:
Der Begriff "Sonnenland" stand und steht niemals für einen Verdeckhersteller!
Das ist Verdeckstoff - und zwar nur der Verdeckstoff als Rohware zur Verarbeitung - von einem einzigen Hersteller: Die Fa. HAARTZ.
Alle anderen oben genannten Firmen liefern gleichartige bis identische Produkte - dürfen es aber selbstredend nicht "Sonnenland" nennen.

Und es gibt inzwischen eine Verbreiterung des Marktes:
Die Firma Schmitz in Emsdetten hat für Daimler-Benz einen hervorragenden Verdeckstoff hergestellt! Schon immer noch a´la "Sonnenland", jedoch durchaus optimiert, siehe https://www.schmitz-werke.com/.
Das Zustandekommen und Produktion dieses Verdeckstoffes wurde von unserer Seite her begleitet - und wir werden diesen für unsere Verdeckherstellung - neben den oben genannten anderen - zukünftig auch nutzen.
Wenn die Ingenieure von Daimler-Benz damit zufrieden sind, werden wir es auch sein.
Das alles übrigens nicht wegen "billiger", sondern wegen der Verfügbarkeit und dem Zugriff darauf! (Nix da mit "America first!" - sondern stattdessen "Germany first!").

Weltweit gesehen existieren noch weitere Kopien, von denen die Fa. Ferguson in GB und die Fa. Rubberfil in Italien gleichartige/identische Verdeckstoffe (mit denselben(!) Ingredenzien liefern.
Beide(!) sind zudem in der Vergangenheit von der Fa. Happich/Rhode & Schwalenberg mit der Herstellung des "Sonnenland"-Verdeckstoffes beauftragt worden und werden aktuell von Haartz als Produktions-Source bedient!
Wenn Haartz dahinter steht heißt es "Sonnenland" - wenn nicht, - nicht. (...und darf nur auf dem jeweiligen Binnenmarkt in GB und Italien verkauft werden).
Die MAH ("münchner autostoff handel") vertreibt einen preisgünstigen Stoff (kostet nur etwa die Hälfte - was aber immer noch "ganz schön happich" ist), welcher unter Umständen für bestimmte Typen, Persennings, Spanngurte etc. auch durchaus brauchbar ist.

So verhält es sich damit - und wir hoffen, zu einer Aufklärung beigetragen zu haben.



Das Angebot innerhalb der Original Line umfasst drei Teile. Mehr dazu gibt es hier.



Hersteller (Heute), Verfügbarkeit, Eigenschaften, Verwendung, Fahrzeugbeispiele finden Sie hier.




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